Abbé Vogler, als Mensch, Musiker, Orgelbautheoretiker – Emile Rupp, 1922- onlineBuch

Donnergrollen vor dem Anbruch der Orgelromantik: Abbé Vogler – als Mensch, Musiker und Orgelbautheoretiker unter besonderer Berücksichtigung des sog. „Simplifikationssystems – von Prof. Emile Rupp, 1922 gedruckt in Ludwigsburg.

Abbé Vogler, der geniale Feuergeist, der tiefgründig-intuitive Theoretiker, der Schöpfer unserer ganzen modernen Orchestration…aus diesen einleitenden Worten Emile Rupp’s spricht schon seine ganze Einschätzung dieser Person „L’Abbé Vogler“, den Rupp als die grundstürzende, heute würde man sagen, „paradigmatische“ Gestalt bezeichnet, die in der Morgenröte der musikalischen Romantik auftaucht, als Lehrer von Weber und Meyerbeer in Erscheinung tritt, auch als Wegbereiter für die Orgelideen von Eberhard Friedrich Walcker, und dann erst wieder bei der im Nachhinein gemachten Erläuterung der Ideen der Elsässischen Bewegung, die mit dieser Schrift einen wichtigen Bezugspunkt zum europäischen Orgelbauschaffen bekommt. Es ist übrigens die einzige Schrift über Vogler, die sich intensiv mit seinem Simplifikationssystem auseinandersetzt – und wer Rupp kennt, weiß, dass es hier keine Oberflächlichkeit gibt. Zutiefst interessant und sehr gut verständlich dargebracht.

Beide Orgelbaumeister der neuen Zeit im früher 19.JH waren von den Ideen Voglers begeistert: Eberhard Friedrich Walcker, der bei Besuchen Aristide Cavaillé-Coll’s diese Gedanken seinem Kollegen weitergab.

Oscar Walcker hat sich bei Rupp um 1905 erkundigt, welche Bedeutung denn Vogler’s Vorstellungen im Einzelnen haben, so weit vergessen war also dieser Mann bereits Anfang des 20.JH wieder. Es überrascht uns nun nicht mehr, dass Rupp mit Walcker direkt nach dem Krieg dieses Büchlein mit rund 55 Seiten auf den Weg brachten, wohl eine erste Friedensanstregung zwischen Deutschen und Franzosen und im Angesichte der Orgelbewegung eine ganz enorm wichtige Schrift.

Natürlich verwundert es uns nicht, dass es ein Buch Rupp’s ist, der Vogler so vereinnahmt, dass man ihn an manchen Stellen kaum noch zu erkennen vermag. Aber das ist eben Imagination und lebendige Interpretation und unser heutiger, historisch durchwachsener Blick, mit dem wir heiter, beinahe verzückt die Polemik Rupp’s uns zuführen: Fallen nun auch diese Experimente (der Grundtönigkeit) in eine gewisse karnevalistische Periode des Orgelbaus, deren wir heute mit dem Lächeln der Erlösten gedenken, so war doch die falsche Einschätzung der künstlchen und falschen Obertöne im Orgelbau eine Folge des Strebens nach falschen dynamischen und koloristischen Idealen, welche durch die Auferstehung J.S,Bachs und das vollständige Durchdringen der elsässisch-neudeutschen Orgelreform heute als endgültig überwunden betrachtet werden können. Also es ist auch eine Schrift der Bewegung. Und meiner Meinung nach eine grundgesunde Sache der Be-Welt-igung.

Hier das komplette Buch als PDF-Variante in komprimierter Form.

gwm


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